Österreichs Geschichte ist, wie die der meisten europäischen Staaten, überaus wechselvoll. Und dennoch haben sich über die Jahrhunderte hinweg einzelne Elemente des österreichischen Charakters immer wieder behauptet. Vor allem der Hang zu Genuss, Schönheit, Kultiviertheit war immer auch als Antriebskraft wirksam ...
Frühzeit
Schon in der Altsteinzeit (bis etwa 8.000 v. Chr.) ist das Gebiet des heutigen Österreichs, das fruchtbare Donautal und die Täler der Alpen, besiedelt. In der Keltenzeit (800 bis 400 v. Chr.) entsteht ein erstes Königreich, Noricum, dessen Siedlungen vor allem durch Salzabbau und -handel zu Reichtum gelangen. Archäologische Funde in Hallstatt, wo man im Museum eine Zeitreise in die Vergangenheit unternehmen kann, geben dieser Epoche ihren Namen: Hallstattzeit.
Um den Beginn unserer Zeitrechnung erobern die Römer den größten Teil des Landes, errichten Städte und Straßen. Die bedeutendste römische Siedlung in Österreich, Carnuntum (Hauptstadt der römischen Provinz Oberpannonien und im heutigen Niederösterreich gelegen) blüht auf und wird sogar zur Kaiserstadt. Heute ist an dieser Stelle ein imposanter Archäologiepark mit Museum und Amphitheater zu bestaunen.
Von Ostarrichi zu Österreich
Mit dem Beginn der Völkerwanderung schwindet der römische Einfluss in den Ländern an der Donau. Ab dem 6. Jahrhundert besiedeln Bajuwaren das Land. Um das weitere Vordringen von Slawen und Awaren aus dem Osten zu stoppen, errichtet der fränkische Herrscher Karl der Große um 800 n. Chr. eine Grenzmark im Gebiet des heutigen Niederösterreich. Im 10. Jahrhundert entsteht eine Markgrafschaft östlich der Enns, die dem Herzog von Baiern untersteht, und mit der der Babenberger Leopold belehnt wird. Zu dieser Zeit (996) taucht erstmals der Name "Ostarrichi", der später zu "Österreich" wird, in einer Urkunde auf.
Die Babenberger machen zuerst Pöchlarn zu ihrer Residenz und später Melk im lieblichen Donautal der Wachau. Das Land wird kolonialisiert, Klöster werden gegründet (z.B. Klosterneuburg). In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts wird Österreich unter Heinrich Jasomirgott Herzogtum, Wien zur Residenzstadt.
Beginn der Habsburgerherrschaft
Etwas mehr als 100 Jahre später tritt König Rudolf I. die Herrschaft an – als erster Regent aus dem Hause Habsburg, das von da an fast 650 Jahre die Geschicke des Landes lenkt. Zentrum des Reiches ist die Wiener Hofburg, deren verschiedenste Museen (Schatzkammer, Sisi-Museum) heute Leben und Wirken des Herrscherhauses vermitteln.
Unter den Habsburgern steigt das Land zur Großmacht auf, wird 1452 unter Friedrich III Kaiserreich. Durch geschickte Heiratspolitik sichern sich die Habsburger im 15. Jahrhundert den Einfluss auf Frankreich und werden sogar Könige von Spanien und dessen soeben gegründeten Kolonien in Übersee.
Die große Herausforderung des 16. Jahrhunderts sind die aus dem Osten vordringenden Türken. 1529 belagert eine osmanische Streitmacht erfolglos Wien. Die Eindringlinge ziehen zwar ab, doch in den nächsten eineinhalb Jahrhunderten bleibt die Bedrohung akut. 1683 stehen die Türken erneut vor den Toren der Stadt. Abermals werden sie zurückgeworfen und in der Folge von Feldherren wie Prinz Eugen von Savoyen bis hinter Belgrad zurückgedrängt.
Die Befreiung von der Türkengefahr ist zugleich das Startsignal für eine bis dahin ungeahnte Hochblüte in Kunst und Kultur: Prachtbauten wie das sehenswerte Schloss Schönbrunn (heute Weltkulturerbe) oder der Salzburger Dom entstehen, die Architekten Johann Fischer v. Erlach, Lukas v. Hildebrandt und Jakob Prandtauer sowie Daniel Gran, Paul Troger, Franz Anton Maulbertsch schaffen herausragende Werke. Unter der Regierung von Kaiserin Maria Theresia (1717-1780) werden tiefgreifende Reformen in allen Bereichen des Staates begonnen und von ihrem Sohn, Kaiser Joseph II. (1741-1790), einem aufgeklärten, liberalen Monarchen fortgesetzt.
Vom Biedermeier zum Jugendstil
Mit der Französischen Revolution 1789 und der folgenden Machtergreifung Napoleons ändert sich vieles: Österreich wird in die Napoleonischen Kriege hineingezogen und wirkt 1814/15 als Gastgeber des Wiener Kongresses an der Neuordnung des Kontinents mit. Dem Schock, den die Revolution den Adelshäusern Europas versetzt hat, begegnen in Österreich Kaiser Franz I und sein Staatskanzler Metternich mit Einschränkung der bürgerlichen Freiheiten und Zensur. Weshalb sich das Bürgertum in die eigenen vier Wände zurückzieht: Die Zeit des Biedermeiers bricht an. Man trifft einander in geselliger Runde im Salon – die Künste werden gepflegt. Maler wie Ferdinand Georg Waldmüller und Friedrich Gauermann, Komponisten wie Franz Schubert und Dichter wie Adalbert Stifter, Ferdinand Raimund oder Franz Grillparzer machen von sich reden.
Am Ende dieser Epoche steht wieder eine Revolution: 1848 stürzt das Bürgertum Franz I., Kaiser Franz Joseph I. übernimmt die Regentschaft. Mit seiner Gattin Elisabeth, der legendären "Sisi", prägt er bis heute nachhaltig das Bild vom österreichischen Kaisertum. Seine Residenzstadt Wien macht er mit prächtigen Bauwerken zu einer bedeutenden mitteleuropäischen Metropole, zum Zentrum eines riesigen Vielvölkerstaates, das sich auch über Ungarn, Norditalien und weit nach Südosteuropa hinein erstreckt.
Der Walzerkönig Johann Strauß feiert Triumphe in aller Welt. Sigmund Freud entwickelt die Psychoanalyse. Und um 1900 bringt der Wiener Jugendstil einzigartige Werke hervor. Maler wie Gustav Klimt und Egon Schiele beeindrucken ebenso wie die Architekten Otto Wagner und Adolf Loos. Ein Spaziergang über die Wiener Ringstraße, ein Besuch im Sisi- oder im Sigmund-Freud-Museum sowie in der Österreichischen Galerie Belvedere vermitteln einen umfassenden Eindruck von dieser Epoche.
Das 20. Jahrhundert
Die Spannungen im Vielvölkerstaat gipfeln 1914 in der Ermordung des österreichischen Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand in Sarajewo, dem Auslöser des Ersten Weltkriegs. Kaiser Franz Joseph stirbt 1916 und nach Kriegsende 1918 wird Österreich zur Republik. Eine überaus schwierige Wirtschaftslage und politische Auseinandersetzungen zwischen dem christlichsozialen und dem sozialdemokratischen Lager kennzeichnen die Zeit und im Februar 1934 kommt es zum Bürgerkrieg. Mit der Maiverfassung 1934 errichtet Bundeskanzler Engelbert Dollfuß einen autoritären Ständestaat. Im Juli des selben Jahres starten die österreichischen Nationalsozialisten einen Putschversuch, der zwar abgewehrt, bei dem jedoch Bundeskanzler Dollfuß ermordet wird.
Am 12. März 1938 marschiert die Deutsche Wehrmacht in Österreich ein und gliedert das Land als "Ostmark" ins nationalsozialistische Deutsche Reich des Adolf Hitler ein. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 wird Österreich als Republik wieder hergestellt, bleibt allerdings noch ein Jahrzehnt lang von den alliierten Siegermächten Großbritannien, Frankreich, USA und der Sowjetunion besetzt.
Ins 21. Jahrhundert
Mit Unterzeichnung des Staatsvertrages zwischen den Alliierten und Österreich am 15. Mai 1955 und der Erklärung der "immerwährenden Neutralität" wird Österreich wieder unabhängig. Rasch erwirbt sich die am "Eisernen Vorhang" zum Ostblock gelegene Alpenrepublik den Ruf als Drehscheibe zwischen Ost und West. Sie bietet den Flüchtigen nach dem Ungarnaufstand 1956 und nach dem Prager Frühling 1968 Zuflucht, wird bald Heimat internationaler Organisationen (UNO, OPEC) und Gastgeber bedeutender Konferenzen und Gipfeltreffen. Der Eiserne Vorhang fällt 1989/90, 1995 tritt Österreich der Europäischen Union bei.